Die „alte“ Oesterhalle

Grundsteinlegung 01. Mai 1936,
Einweihung 30. Januar 1937,
Abriss Ende 1970er-Jahre


„Plettenberg. Der für das deutsche Volk historisch gewordene 30. Januar [Anm.: Machtergreifung Adolf Hitlers] war für das Oestertal am vergangenen Sonnabend ein besonders denkwürdiger Tag, wurde doch die Oesterhalle eingeweiht.“ So berichtet das Süderländer Tageblatt am 2. Februar 1937 über einen Freudentag im Ebbecketal. Neben der Tischlerei und Schreinerei Bröcker war die Halle in die Höhe gewachsen, finanziert u. a. durch „Hallenbausteine“, herausgegebenen vom Turnverein Oestertal.

Einer der als zinsfreies Darlehen geltenden Hallenbausteine, hier erworben durch Wilhelm Arndts, damals Oberst der Schützen Oestertal. Die Rückzahlung des Darlehens sollte in Form von Auslosungen der “Gewinn”-Nummern der Bausteine erfolgen.

Einer der als zinsfreies Darlehen geltenden Hallenbausteine, hier erworben durch Wilhelm Arndts, damals Oberst der Schützen Oestertal. Die Rückzahlung des Darlehens sollte in Form von Auslosungen der “Gewinn”-Nummern der Bausteine erfolgen.

Im Süderländer Tageblatt heißt es über die Einweihung der Halle weiter: „Als der Zustrom in großen Massen einsetzte, hatten die Ordner viel Mühe, die Raumausnutzung bestens durchzuführen. Die Begrüßung erfolgte durch den Vorsitzenden des Hallenbauausschusses, Parteigenosse Kuhenne, unter kurzem Hinweis auf das Entstehen des Werkes.

Ein Bild des Turnvaters Jahn, das neben solchen vom Führer und des verstorbenen Reichspräsidenten ebenfalls in der Halle einen ständigen und würdigen Platz finde, solle Sinnbild sein für die lebensnotwendige Übung des Leibes, die in dieser Halle Hand in Hand gehe mit der charakteristischen Bildung unserer Jugend und der Pflege nationalsozialistischer Weltanschauung.“

„Das Jahr 1935 markierte einen weiteren Einschnitt in der Vereinsarbeit. Es war geprägt von Satzungsänderungen, der Eingliederung der Turnerschaft in den „Reichsbund für Leibesübungen“ sowie der Idee einer Fusion der beiden Sportvereine. Diesen Vorschlag hatte Fritz Kuhenne unterbreitet. Er verfolgte damit das Ziel, eine Turnhalle zu bauen. Am 5. Oktober fand eine erste gemeinsame Generalversammlung der beiden Vereine statt. 50 Mitglieder besuchten diese. Hauptthema war der Bau einer neuen Halle. Als Träger sollte der Turnverein fungieren. Im Vordergrund sollte die Jugendertüchtigung stehen, bei der auch die benachbarte Schule beteiligt werden sollte.

Ebenso sollte die Halle den Talvereinen und der NSDAP zur Verfügung gestellt werden. Der neue Vereinsname sollte ‚Turnverein Oestertal e.V., gegründet 1894‘ lauten. Den Vorsitz übernahmen Rudolf Wiegand und Heinrich Brinker (Stellvertreter).

Maßgeblichen Anteil am Hallenbau hatte Fritz Kuhenne. Es gelang ihm, einen größeren Spendenbetrag für den Hallenbau zu sichern. Die Firma Brockhaus stellte das Baugrundstück zur Verfügung, und durch den Verkauf von Hallen- Bausteinen an Freunde und Gönner war das Kapital bald gesichert. Hinzu kam die Eigenleistung für das Bauvorhaben, welche die Mitglieder aller Talvereine erbrachten. Die Grundsteinlegung der Halle war am 1. Mai 1936. Am 30. Januar 1937, also am Tag der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten, fand die festliche Halleneinweihung statt. Gleichzeitig übernahm das Amt Plettenberg die Halle als Eigentümerin und erließ eine Benutzungsordnung.“

Während des Krieges wurde die Halle von der Organisation Todt als Lager benutzt, nach Kriegsende bis Mai 1957 waren hier Notquartiere, u. a. für Ostzonenflüchtlinge, untergebracht

Während des Krieges wurde die Halle von der Organisation Todt als Lager benutzt, nach Kriegsende bis Mai 1957 waren hier Notquartiere, u. a. für Ostzonenflüchtlinge, untergebracht

Einen herben Rückschlag erlitt der Sport im Oestertal 1953. Die Oesterhalle, ehemals Vereinshalle, wurde als Unterkunft für Heimatvertriebene umfunktioniert. Plötzlich stand der Verein ohne geeignete Übungsräumlichkeiten da. Erschwerend kam hinzu, dass einige Turnbrüder im 2. Weltkrieg ihr Leben gelassen hatten.

Ein Teil des Sportbetriebes fand im Saal Rentrop in Oesterau, der andere im Saal Denker in Kückelheim statt. Dieser Zustand zog sich über mehrere Jahre hin. 1955 trennte sich die Fußballabteilung vom TSV und bildete die Sportfreunde Oestertal. Am 21. März 1956 verfasste die Oestertaler Sportjugend einen Aufruf im Süderländer Tageblatt auf Rückgabe der Oesterhalle. Diese erfolgte ein Jahr später, und man begann mit der Aufarbeitung der letzten Jahre.

Ende der 70er Jahre wurde die Oesterhalle verkauft und abgerissen. Der Turnbetrieb wurde in die neu errichtet Sporthalle der Grundschule verlegt. Die zugewiesene Halle war jedoch so beengt, dass die Tischtennisabteilung in die neue Oesterhalle umziehen musste. Mangelhafte Beleuchtung war das größte Problem in der neuen Halle. Dies brachte den Spielbetrieb fast zum Erliegen. Erneute Verhandlungen mit der Stadt waren notwendig und erfolgreich.“

Ein Grund zum Feiern war die Fertigstellung des Rohbaus der Oesterhalle im Herbst 1936.

Ein Grund zum Feiern war die Fertigstellung des Rohbaus der Oesterhalle im Herbst 1936.

Nach dem Abbruch der Oesterhalle entstand auf dem Grundstück das Firmengebäude der Verzinkerei Otto Rentrop.

Nach dem Abbruch der Oesterhalle entstand auf dem Grundstück das Firmengebäude der Verzinkerei Otto Rentrop.

Albrecht v. Schwartzen schuf diese Postkarte, mit der aus der Jugendherberge in der Oesterhalle Grüße in alle Welt verschickt wurden.

Albrecht v. Schwartzen schuf diese Postkarte, mit der aus der Jugendherberge in der Oesterhalle Grüße in alle Welt verschickt wurden.

Quellen
100 Jahre Feuerwehr Oestertal, 2008
www.plettenberg-lexikon.de – Vielen Dank an Horst Hassel


Du bist an noch mehr Geschichte des Schützenvereins interessiert? Dann schau doch mal in die Chronik von 1877 bis heute, erfahre etwas über die neue Oesterhalle oder die Katharinen-Ordensgemeinschaft.